Sonntag, 4. Juli 2010

Die kleinen und die großen Landesbanker



Wer die Untersuchungsausschüsse in Kiel oder Hamburg besucht, erlebt dort die großen Banker der HSH Nordbank, wenn sie auch bisweilen nur erklären, dass sie nicht aussagen werden(z.B. Dr.Stuhlmann). Wenn sie aussagen, dann übernehmen sie keine Verantwortung, haben angeblich die Vorgaben von der Politik bekommen, selbst haben sie sich nichts vorzuwerfen.

Ganz zweifellos haben sie jedoch die HSH Nordbank gegen die Wand gefahren. Nur ein Milliardenschweres Rettungsprogramm der Länder HH und SH hat 2009 die Bank vor der Insolvenz bewahrt.

Wer in einem Bauprojekt der Hamburgischen Landesbank wohnt, hat auch die „kleinen Landesbanker“ hautnah erlebt.

Dass die Hamburgische Landesbank im Immobiliengeschäft, sprich der Finanzierung handfester Häuser, großen Erfolg gehabt hätte, kann man nicht durchgehend bestätigen. Ein Projekt bei Buchholz soll gescheitert sein. Das Projekt an der Ringheide in Fischbek mit Namen „Waldresidenz“ liegt in 1 A-Lage, hatte für die Hamburgische Landesbank aber seine Probleme.

Das Bauprojekt um das es hier geht, ist von der Lage sehr gut gewählt : nur 20-100 Meter von der Fischbeker Heide entfernt, dem drittgrößten Heidegebiet in Hamburg mit Heidschuckenherde und Schäferin , im Winter ein hervorragendes Langlaufrevier. Gepflegte Hanglage. Fußwege zur S-Bahn , zum nahen Einkaufszentrum und zum Hallenbad.

In diesem Bauprojekt wurden 1980/81 knapp vor der Eröffnung der S3 nach Neugraben Reihenhäuser angeboten bis 525000 DM. Fünf der teuersten von 24 Objekten insgesamt blieben nahezu fünf Jahre unverkäuflich, wurden auf Kosten der Landesbank beheizt und finanziert. Dann gab es den großen Preissturz für diese Objekte, und siehe da zwei Landesbanker kauften sich eins der großen, bisher recht teuren Objekte.

Ein Objekt im Werte von ursprünglich 475000 DM, später auf 385000 DM reduziert, bekam ein Mann des Hausmeister- oder Empfangspersonals, von dem man angeblich, so konnte man von Bank-Insidern hören, von vornherein wusste, dass er die Finanzierung nicht würde leisten und die Zinsen nicht würde bedienen können. Großzügige „Sozialleistungen“ der besonderen Art auf Kosten der Steuerzahler?

Ein heutiger Finanzberater, der noch vor dem Zusammenschluss der Landesbanken von HH und SH in 2003 sich selbständig machte, Helmut S., erwarb damals ein großes Endhaus, ursprünglicher Preis 525000 Euro, für 395000 DM. Für ihn wurde über die Preissenkung hinaus extra ein Wegerecht über das Grundstück eines anderen Endhauses hinweg zur Thiemannstraße begründet, um eine zweite Zuwegung zu schaffen, da das Objekt in Hanglage über ca. fünfundsechzig Treppenstufen erreicht werden kann.

Ein anderer Landesbanker, promoviert mit einem Thema aus dem Bereich Controlling, kaufte gleich am Anfang ganz regulär ein Reihenhaus und finanzierte es langfristig. Der hohe Zins musste ihn wohl nicht schrecken, da er ja die banküblichen Mitarbeitervergünstigungen in Anspruch nehmen konnte. Außerdem war er eher konservativ gestrickt und hielt sogar noch eine Steigerung des schon hohen Zinsniveaus für möglich. Ich selbst habe damals in Kenntnis der langfristigen Zinskurven zunächst mehrere Jahre jeweils kurzfristige Hypothekenkredite mit vergleichsweise niedrigen Zinsen abgeschlossen, bis das Zinsniveau niedrig genug war, um sich langfristig festzulegen. Dem Leiter der Hypothekenabteilung der damaligen Landesbank habe ich zu danken..

In Komplizenschaft mit der Bauprüfabteilung des Ortsamts Süderelbe hatte die Landesbank für eine Absenkung des Gartens obigen Bankers gesorgt, damit er im Souterrain einen weiteren Raum mit Fenster ausbauen konnte, dies deutlich gegen den Gartenplan, der allmähliche Übergänge der in Hanglage gelegenen Gärten vorsah.

Also auch hier: Für Landesbanker sind besondere Vergünstigungen stets gerechtfertigt.

Der besagte Dr.Kremkow ging später zur LBBW, ich hoffe nicht ins Risikomanagement oder Controlling, denn sonst wäre er für den Schlamassel der LBBW mitverantwortlich: die Verluste aus der Übernahme von Sachsen-LB und Rheinlandpfälzischer Landesbank, aus Kreditersatzgeschäften und Island-Anleihen, die im letzten Jahr eine umfassende Rettungsaktion der Anteilseigner nötig gemacht haben. Übrigens auch der Personalabbau wäre noch zu verantworten. Dazu noch Verluste in 2008 von 2,1 und 2009 immerhin noch 1,4 Milliarden Euro.

Ein gutes Beispiel für einen „kleinen Banker“ war auch der „Chefverkäufer“, ein Herr Schaller, der stets im Bankeroutfit über die Baustelle stolzierte und den potentiellen Kunden den Eindruck vermittelte, es sei eine Ehre bei der Hamburgischen Landesbank zu kaufen. Er fuhr stets im Porsche vor, musste angeblich dann aber später die Landesbank „im Einvernehmen“ verlassen.

Das Bauunternehmen „Hausbau“ bestand sogar noch vier Jahre nach Abschluss der Bauarbeiten, dann war es plötzlich insolvent. Die meisten Gewährleistungsfälle waren da schon abgewickelt. Sicher wurde bald ein neues Bauunternehmen gegründet, einschließlich des besonders dreisten Bauleiters.

Mit Lage und Häusern sind die Besitzer bis heute durchweg sehr zufrieden.

Warum lohnt es sich diese Geschichten aufzuschreiben? Sie zeigen Verhaltensmuster, Fehlleistungen und Mentalitäten der „kleinen Banker“ in einem ganz überschaubaren Bereich des damaligen Bankgeschäfts. Insgesamt werfen sie ein Schlaglicht auf die Unternehmenskultur der damaligen Hamburgischen Landesbank.

Schlussfolgerung: Wenn sich die Kleinen schon solche Fehlleistungen erlauben, dann wird es bei den Großen eher noch schlimmer sein.