Freitag, 3. August 2018

Der Mortaratschgletscher bei Pontresina: das einfach erreichbare Gletschererlebnis-ein Nachtrag



Er ist nicht nur der größte Gletscher des Engadin, sondern auch der am besten zugängliche.
In der Sommerzeit gehen ca. 600 Leute täglich den gut präparierten Weg bis zum Gletscher oder in dessen Nähe, besonders am Wochenende. Der Weg im Rosegtal ist schon deutlich weniger bequem und inzwischen auch länger.
Hier noch ein kleiner Nachtrag: Die Graubündener Zeitungen haben gut berichtet. Kaum unkluge Versuche, die heimische Urlaubsregion abzuschirmen, indem man die Risiken verschweigt oder herunterspielt. Die Risiken sind nun einmal da und werden durch den Klimawandel nicht kleiner.
Dennoch: Selbst mit mehreren Zeitungen konnte ich den Ort nicht ausmachen, an dem der sechsjährige kleine Belgier tödlich getroffen wurde. Ein Bild zeigt eine kleine Brücke, jetzt abgesperrt, mit einem Warnhinweis in rot.
Über diese Brücke sind wir gegangen, jeder konnte dort gehen. Knapp dahinter wurde es durch das Gletscherwasser ziemlich feucht und ich ging nicht mehr weiter.
Ich war zwei Tage vor dem Unglücksfall am 17.7.2018 mit meiner Frau bis zum Ende des Weges im Mortaratschtal   unterwegs. Ich erinnere noch, dass ich den Austritt des Gletscherwassers aus dem Gletscher sehen wollte, wie das letzte mal. Dazu stieg ich unter dem Protest meiner Frau auf einen kleinen Geröllhügel gleich links neben dem Weg. Von dort aus konnte man das Wasser austreten sehen. Ich gebe zu, ich hatte eigentlich vor, bis zum Austritt des Gletscherwassers siebzig bis hundert Meter  über das  Geröll, überwiegend schwere Felsbrocken, zu kraxeln. Ließ das aber dann wegen des deutlichen Risikos , sich dort zu verletzen. Andere taten es jedoch. Es kletterten einige sogar auf der  rechten Seite auf das schwarze Gletschereis, ein ziemliches Stück hinauf.
Meine Hypothese: der Sechsjährige bewegte sich in einem Bereich, der jedem der Touristen zugänglich war.
Apropo Gletscher-Besucher: Viele liefen mit Turnschuhen, ohne Bergstöcke, teilweise mit Slippern und im Polohemd. Ich kam mir bei knalligem Sonnenschein schon fast etwas uncool vor, weil ich einen Annorack dabeihatte und richtige Bergstiefel anhatte. Aber: Etwa einen Kilometer vor Ende des Tales verschwand die Sonne hinter einer Wolkenformation. Dazu kam die Luftfeuchtigkeit durch das eiskalte Gletscherwasser, das in breitem Strom aus dem Gletscher austrat. Ich zog den Annorack an und zog den Reisverschluss bis oben hinauf. Kein Wunder, dass viele gar nicht bis zum Ende kamen und die wenigen nicht lange blieben..
Kein Zweifel: Neben den „normalen „ Wettergefahren in den Bergen. Das Risiko Steinschlag und Geröllsturz läuft  verstärkt mit. Das ist deutlich geworden.
Durch das erhöhte Risiko wird das Engadin nicht zu einer weniger interessanten Urlaubsregion.